Biologische Kampfmittel sind
-Kleinstlebewesen (z. B. Bakterien, Viren, Parasiten) und Toxine (Gifte),
-Schädlinge, die bei Menschen, Tieren und Pflanzen Krankheiten hervorrufen, sie schädigen oder töten können.

Der Einsatz biologischer Kampfmittel ist als solcher nicht zwingend erkennbar. Biologische Kampfmittel können
– über die Lunge,
– über den Magen-Darm-Kanal,
– durch die Haut
in den Körper gelangen.

Hinweise für das Auftreten biologischer Erreger könnten sein:
-Spuren von geruchlosen, geleeartigen Substanzen in verschiedenen Farben auf der Erde, an Gebäuden und/oder an Pflanzen;
-örtlich begrenzt niedergehender rauchartiger, aber geruchloser Nebel ungewöhnlicher Art ohne unmittelbare oder reizende Wirkung;
-eine ungewöhnlich große Zahl verendeter Tiere auf Weiden oder das Massensterben von Vögeln, Rehwild, Hasen und anderen wildlebenden Tieren;
-flächenweise krank aussehende Vegetation, vor allem bei Nutzpflanzen, die ihr Aussehen in kurzer Zeit ändern und absterben;
-Plötzliches Auftreten unerklärlicher Krankheitserscheinungen.
Diese Indizien sollten in Zeiten militärischer oder ziviler Katastrophen immer mit größtem Mißtrauen beachtet werden und zu besonderer Vorsicht Anlaß geben. Den Warnmeldungen über Radio und Fernsehen kommt in solchen Zeiten besondere Bedeutung zu.

2.2 Verhalten bei Gefährdung durch biologische Kampfstoffe

Schutzmaßnahmen
Eine vollständige gebrauchsfähige Schutzausstattung und die persönliche Hygiene sind Voraussetzung für wirksame Schutzmaßnahmen gegen Infektion. Die ABC-Schutzmaske verhindert das Eindringen von Erregern und Toxinen in die Atemwege und schützt Gesicht und Augen. Jeder dichte Stoff verhindert ein Eindringen von Keimen. Der im ABC-Selbsthilfesatz vorhandene Wundschnellverband verhindert das Eindringen von Krankheitserregern in Wunden. Vorbeugende Schutzmaßnahmen gegen Infektionen sind die persönlichen und allgemeinen Hygienemaßnahmen:
-Sauberhalten des Körpers mit Wasser und Seife (Waschen, Duschen)
-Vorsicht beim Genuß von Lebensmitteln und Getränken (nur abgekochtes Wasser verwenden; Konserven bevorzugen),
-gründliches Reinigen und Lüften der Unterkunft und der Bekleidung,
-Ungezieferbekämpfung,
-Vergraben von Abfall und Müll unter Zugabe von Chlorkalk oder Verbrennen.


Schutzmaßnahmen nach Ausbruch einer Epidemie
-Sofortiges Melden aller Krankheitserscheinungen,
-Einhalten der für den Umgang mit ansteckend Erkrankten üblichen Maßregeln,
-genaue Befolgung der ordnungsbehördlichen Anordnungen.

2.3 Entseuchungs- und Entseuchungshilfsmittel:

Entseuchung bedeutet, biologische Kampfstoffe zu vernichten oder zu entfernen.
B-Kampfstoffe werden mit Entseuchungsmitteln unschädlich gemacht oder durch Hitzeeinwirkung (sterilisieren, auskochen) vernichtet.
Im Fachhandel erhältlich: Ersatz- und Aushilfsstoffe:
-Aliphatischer Alkohol
(Isopropanol) B6
-Formalinseifenlösung B7
-Calciumhypochlorid C8
(65-70% aktives Chlor)

-Formalin,
-Spiritus,
-Lysol,
-Alkohol,
-Chlorkalk,
-Natronbleichlauge,
-allgemeine Desinfektionsmittel
(Rivanol, Kaliumpermanganat, Sagrotan)
 

2.4. Mycotoxine (z.b. T2-Toxin)

Wesen und Erscheinungsform
Mycotoxine können als Pulver, Tröpfchen, Aerosol oder Rauch von Flugzeugen abgesprüht oder von Raketen, Granaten und Minen verteilt werden und treten besonders als gelber oder grüner Niederschlag („gelber Regen“) auf.

Anzeichen und Symptome
Kontakt verursacht Schmerzen auf der Haut, Juckreiz, Rötung, Bläschenbildung, Gewebetod und Abschälen der Oberhaut. Auswirkungen auf die Atemorgane sind Nasen- und Rachenschmerzen, Jucken und Niesen, Husten, Atembeschwerden, Keuchen, Schmerzen in der Brust und Hämoptyse. Das Toxin ist auch beim Verschlucken oder durch Kontakt mit den Augen wirksam. Schwere Vergiftungen resultieren in Entkräftung, Schwäche, Bewegungsstörungen, Kollaps, Schock und Tod.

Klinische Merkmale
T-2 und andere Mycotoxine werden über die Haut, den Magen oder über die Atemorgane in den Körper aufgenommen. Im Fall eines Angriffs mit T-2 Toxin haftet der Kampfstoff an der Haut und durchdringt sie. Die ersten Symptome setzen innerhalb weniger Minuten ein und äussern sich in stechendem Schmerzen der Haut mit Hautrötung, Erweichung und Blasenbildung bis hin zum Absterben der Haut mit lederartiger Schwarzverfärbung und Abschälen grosser Hautareale in tödlichen Fällen.
Aufnahme über die Nase äussert sich in Jucken und Schmerz, Niesen, Nasenbluten, Schnupfen.
Aufnahme über Lunge und Bronchien führen zu Atembeschwerden, Keuchen und Husten. Kampfstoff in Mund und Rachen führen zu Schmerzen und blutig verfärbtem Speichel und Auswurf.
Übelkeit, Erbrechen und wässrige oder blutige Durchfälle mit Bauchkrämpfen sind die Folgen einer Vergiftung durch den Magen. Kommt Kampfstoff in die Augen führt das zu Augenschmerzen, Tränen, Rötung, dem Gefühl eines Fremdkörpers im Auge und verschwommenem Sehen.
Hautsymptome erscheinen innerhalb von Minuten bis Stunden, Symptome am Auge innerhalb von Minuten.
Systemische Vergiftung äussert sich in Schwäche, Niedergeschlagenheit, Schwindel, Bewegungsstörungen und einem Verlust der Koordination. In tödlichen Fällen folgen beschleunigter Herzschlag, Unterkühlung und Verminderung des Blutdrucks. Der Tod tritt in Minuten, Stunden bis Tagen ein.
Die am häufigsten auftretenden Symptome sind Erbrechen, Durchfall, brennende Schmerzen auf der Haut, Rötung und Juckreiz, Hautausschlag oder Blasenbildung, Blutungen und Atembeschwerden.

Diagnose
Ein schnelles Einsetzen von Symptomen in Minuten bis Stunden bestätigt die Diagnose einer Vergiftung durch chemische Kampfstoffe oder Toxine. Eine Vergiftung durch Lost-Kampfstoffe muss in Erwägung gezogen werden, aber diese sind nicht geruchlos, sind sichtbar und können mit geeigneter Ausrüstung zum Kampfstoffnachweis schnell entdeckt werden. Die Symptome einer Lostvergiftung können ebenfalls erst Stunden später auftreten und ähnliche Symptome an Augen, Haut und Atemorganen hervorrufen. Staphylococcal Enterotoxin B als Aerosol verursacht Fieber, Husten, Atembeschwerden und Keuchen, betrifft aber nicht die Haut oder die Augen. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können folgen wenn inhaliertes Toxin verschluckt wird. Die Inhalation von Rizin verursacht schwere Atemnot, Husten und Übelkeit. Verschluckter Kampfstoff verursacht Erbrechen, Durchfall und Magen-Darmblutungen, aber es wirkt nicht über die Haut, die Nase und die Augen.

Medizinische Behandlung
Die korrekte Anwendung von ABC-Schutzmaske und Schutzkleidung vor und während einem Angriff mit Mycotoxin-Aerosolen schützt vor Erkrankung. Falls man ungeschützt einem Angriff ausgesetzt ist, muss die Oberbekleidung möglichst schnell (max. innerhalb von 4 Stunden) ausgezogen werden und in 5%iger Hypochloritlösung 6-10 Stunden lang dekontaminiert werden. Die Haut muss gründlich mit Seife und (nichtkontaminiertem) Wasser abgewaschen werden. Aktivkohle absorbiert verschlucktes Toxin und sollte Opfern eines ungeschützten Aerosolangriffs verabreicht werden. Augen müssen mit Kochsalzlösung oder normalem Wasser gründlich ausgespült werden um den Giftstoff zu entfernen.

Zusammenfassung
Die Symptome einer Mycotoxinvergiftung sind Erbrechen, Schmerzen, Schwäche, Schwindel, Bewegungsstörungen, Durchfall, Blutungen, Hautrötung, Blasenbildung, Wundbrand bis hin zum Schock und schnellem Tod.
Der einzig wirksame Schutz ist das Tragen von Schutzmaske und Schutzbekleidung um Kontakt des Giftstoffs mit Atemorganen und Haut zu vermeiden. Vergiftete Hautstellen können bis zu 4 bis 6 Stunden nach Kontakt mit Wasser und Seife abgewaschen werden, was 80% bis 98% des Toxins von der Haut entfernt und schwere Hautverletzungen und Todesfälle verhindert. Eine Vorbehandlung mit Bioflavonoiden, VitaminC, VitaminE und Selen reduzieren die akute Giftwirkung des Toxins. Die meisten Opfer deren Haut rechtzeitig, d.h. innerhalb von 12 Stunden nach Kontakt mit Wasser und Seife abgewaschen wurde, entwickeln auf der Haut nur leichte Symptome. Kontaminierte Kleidung wird in 5%iger Natriumhypochloridlösung (Haushaltsbleiche) 6-10 Stunden lang eingeweicht, was zur Inaktivierung des Toxins führt.


Von der Pest bis zur geheimnisvollen Substanz P

Milzbrand (Anthrax): Dieser Erreger wird seit vielen Jahren für einen Einsatz in Biowaffen optimiert. Es gibt inzwischen gegen Antibiotika resistente Stämme.

Pest (Yersinia pestis): Wurde 1942 erstmals von Japan gegen China in der Mandschurei eingesetzt. Neue, weiterentwickelte Stämme sind nicht bekannt.

Q-Fieber (Coxiella burnetii rickettsiae): Ein hoch virulenter, hitzebeständiger Erreger, der normalerweise zu keiner fatalen Infektion führt, aber mit hohem Fieber und Kopfschmerzen verbunden ist. Infizierte Truppen sind nicht mehr einsatzfähig.

Tularämie (Francisella tularensis): Auch als Hasenpest bekannt. Ein hoch infektiöser Erreger, der in Mengen von 50 Kilogramm zwei Kilometer von einer Stadt entfernt freigesetzt, einen von fünf Menschen töten kann.

Pocken (Variola-Virus): Ein hoch virulenter Variola-Stamm, der etwa 1980 aus einem Wildstamm angezüchtet wurde, wird in zwei russischen und einem amerikanischen Sicherheitslabor gelagert. Nach Geheimdienstinformationen sollen aber mehr als zehn weitere Staaten über ähnliche Pockenviren verfügen. Alle herkömmlichen Impfstoffe sollen bei diesem Erreger versagen.

Aflatoxine (Schimmelpilze): Der US-Geheimdienst vermutet, dass im Irak Pilzkulturen zur Gewinnung des hoch giftigen, lethal wirkenden Toxins existierten. Das Toxin greift besonders die Leber an.

Ebola-Influenza-Hybride (Ebola Viren): Führen zu grippeähnlichen aber hämorrhagischen Erkrankungen, gegen die Gegenmittel entwickelt werden. Beweise über Ebola-Virenkulturen stehen bislang noch aus.

Botulinus-Toxin (Clostridium botulinum): Wohl das gefährlichste Gift überhaupt: Schon die Menge von einem Gramm des kristallinen Toxins kann eingeatmet mehr als eine Million Menschen töten.

Ricin: Hoch giftiges Protein aus der Ricinusstaude gilt als Atemgift-Kampfstoff. Schon ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht tötet Mäuse. Ricin wurde nachweislich 1978 zur Ermordung eines bulgarischen Politikers benutzt.

RNAi (Ribonukleinsäure-Interferenz): Hierbei handelt es sich um eine doppelsträngige RNA. Gelangt sie in den Körper, schaltet sie alle Gene ab.

Saxitoxin (Gonyaulax catenella Toxin): Ein Toxin, das in Muscheln gebildet wird, wenn sie mit dem Dinoflagellaten Gonyaulax catenella infiziert sind. Es ist ein Neurotoxin, das zu Paralyse und Tod führt.

Substanz P: Ein nicht näher spezifizierter Neurotransmitter in Form eines Aerosols. Es soll noch viel toxischer sein als chemische Kampfmittel wie Sarin und VX.